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31. Kammermusikfest
04.06.2023 - 19:30
Abschlusskonzert
JAC-Trio
Die freundschaftlich-künstlerische Zusammenarbeit von Jan Baruschke (Violine), Annette Töpel (Klavier)und Cem Cetinkaya (Violoncello) bildet sich in dem Namen "JAC-Trio" ab: „JAC“ setzt sich aus den Initialen der drei Vornamen zusammen. „JAC“ steht auch für stilistische Offenheit, so begeistert dieses Klaviertrio mit Musik von der Wiener Klassik bis zu Tangos und Klezmerklängen sowie mit zeitgenössischen Werken sein Publikum. Mit Beethovens „Tripelkonzert" konnte das deutsch-türkische JAC-Trio auch auf sinfonisch-konzertantem Terrain überzeugen. Für das Kammermusikfest Lübeck 2023 hat das JAC-Trio ein stilistisch breit gefächertes Programm ausgewählt: Das vom JAC-Trio angeregte klangschöne Werk „Türkische Melodien“ des Lübecker Komponisten Michael Töpel
(* 1958) wird von faszinierenden Klaviertrios von Mozart, Rachmaninoff und Brahms eingerahmt.
Jan Baruschke, geboren in Lübeck, interessierte sich schon früh für die verschiedenen Stilrichtungen der Musik. Inspiriert durch die ungarische Musik, begann er mit 12 Jahren Geige zu spielen. Dank seines großen Talents und des Unterrichts durch hervorragende Solisten wie Ognian Nikolov, Miguel Negri, Prof. Zakhar Bron und Igor Oistrakh konzertierte Jan Baruschke bereits wenige Jahre später in ganz Europa und den USA. Es folgte ein Geigenstudium bei Prof. Christiane Edinger an der Musikhochschule Lübeck. Neben der rein klassischen Musik widmet er sich stark der osteuropäischen Volksmusik und der Crossover-Musik. 2007 war er Mitbegründer der Lübecker Kammersolisten, deren Einspielungen der Solokonzerte von Johann Sebastian Bach die Kritiker begeisterten. Seit 2016 ist Jan Baruschke Konzertmeister der Kammerphilharmonie Lübeck. Jan Baruschke spielt eine Geige von Jean-Baptiste Vuillaume aus dem Jahre 1865.
Annette Töpel begann im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel. Schon früh zeigte sich parallel zur solistischen Ausbildung ihre Affinität zur Kammermusik. Dadurch inspiriert, ergänzten Violine und später Violoncello und Viola ihre musikalische Entwicklung. Sie studierte Klavier an der Musikhochschule Lübeck und erhielt das musikpädagogische sowie das künstlerische Diplom. Entscheidende Impulse erhielt die Pianistin durch Meisterkurse bei Rudolf Buchbinder und Dinorah Varsi und bei Peter Kamnitzer (LaSalle-Quartett, Kammermusik) und Axel Bauni (Liedinterpretation). Ihre solistische und kammermusikalische Tätigkeit führte sie zu zahlreichen Konzertreihen und Festivals im In- und im europäischen Ausland. Für das Label Musicaphon entstanden CD-Einspielungen unter anderem von Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann und Distler. Für den Sikorski Verlag Hamburg produzierte sie die CD-Gesamteinspielung der „Russischen Klavierschule“. Nach langjähriger Tätigkeit als Klavierdozentin an der Musikakademie Kassel „Louis Spohr“ ist sie als freie Musikerin tätig.
Ergänzend zu ihrer vielseitigen pianistischen und kammermusikalischen Tätigkeit sowie zu ihren Auftritten als Liedbegleiterin spielt sie 1. Violine im Kieler Kammerorchester.
Cem Cetinkaya wurde 1982 in Edirne/Türkei geboren. Mit elf Jahren begann er, Cello zu lernen, Er studierte zunächst an der Musikhochschule Istanbul bei Resit Erzin und anschließend als Stipendiat des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) an der Musikhochschule Lübeck bei Prof. Ulf Tischbirek, wo er sein Diplom mit Höchstnote bestand. Er nahm bereits vielerorts an internationalen Meisterkursen teil, unter anderem bei Yo Yo Ma, Lynn Harrel und Peter Bruns.Bereits während seines Studiums trat er mehrfach als Solist auf. So spielte er unter anderem mit dem Deutschen Ärzteorchester das Cellokonzert von Robert Schumann und bei einigen Auftaktkonzerten des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Darüber hinaus ist er in verschiedenen kammermusikalischen Ensembles aktiv und spielt als freiberuflicher Musiker in vielen Orchestern, darunter in der Schweriner Staatskapelle, bei den Lübecker Philharmonikern und dem Theaterorchester Rostock. Er ist Dozent für Violoncello in Hamburg.
ClariNoir und „Le petit coquin”
Als Ivo Ruf (*1999) und Ilja Ruf (*2001) mit Nicolai Gast (*1999) im Herbst 2013 das Klarinettentrio „ClariNoir“ gründeten, waren sie erst 12 und 14 Jahre alt. Die Idee stammte damals von den Vätern der drei Schüler, beide sind seit 2004 Professoren an der Musikhochschule Lübeck (MHL). Arvid Gast für Orgel, Bernd Ruf für Popularmusik, Jazz und Weltmusik.
Nicolai Gast erhielt seinen ersten Klarinettenunterricht an einer Lübecker Musikschule, von 2012 bis 2019 von Bernd Rodenberg, dem damaligen Soloklarinettisten der Lübecker Philharmoniker. Ivo und Ilja Ruf wurden zunächst von ihrem Vater unterrichtet, später von Studenten der Klarinettenklasse Sabine Meyer/Rainer Wehle.
Die drei jungen Musiker hatten Erfolge beim Regional- und Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ und gewannen 2014 bei einem Preisträgerkonzert in Norderstedt den Hamburg Airport Publikumspreis. Im selben Jahr besuchte das junge Trio den Nordland Kammermusikkurs in Rendsburg und errang einen ersten Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ mit der Höchstpunktzahl. Im Januar 2015 präsentierten sie Ausschnitte aus ihrem neuen Programm in verschiedenen Konzerten zum Beispiel im Kloster Cismar und im NDR-Rundfunkgottesdienst aus St. Jakobi. Gecoacht von Prof. Bernd Ruf erweiterten sie ihr Repertoire auf Konzertlänge und präsentierten im Juni 2015 ihr erstes abendfüllendes Programm „Mozart on the Road“.
2017 gewannen sie den 1. Preis und den Sonderpreis für die beste Mozart-Interpretation beim Wettbewerb der Norddeutsche Klarinettentage in Bremen. ClariNoir erhielt Preise und Stipendien der Marie-Luise Imbusch Stiftung und der Deutschen Stiftung Musikleben.
Das Trio spielt als Stipendiat des von Yehudi Menuhin gegründetem Musikvermittlungsprogramm „Live Music Now“ an verschiedenen Orten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die wenig mit klassischer Musik in Berührung kommen.
2018 und 2019 begeisterten sie beim Schleswig–Holstein Musik Festival in Konzerten und den Musikfesten auf dem Lande.
Genregrenzen scheinen für ClariNoir nicht zu existieren, auf gleichem Level musizieren sie Jazz, Klezmer und Klassik Und letzteres wird dabei vom Klassik-„Establishment“ immer wieder bezeugt, wie alleine vier OPUS Klassik-Nominierungen zeigen. 2020 veröffentlichte das Trio seine Debut-CD „MOZART ON THE ROAD“, welche für den Preis der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie Grenzgänge nominiert wurde.
Mozart begleitet ClariNoir seit seiner Gründung im November 2013. Damals hatten sich die drei Schüler den Wettbewerb „Jugend musiziert“ zum Ziel und Mozarts Divertimento No.4 aufs Programm gesetzt. Und natürlich bleibt für Klarinettisten Mozart durch sein Klarinettenkonzert ein lebenslänglicher Partner. Was lag also näher, als Mozart auf ihren Weg einzuladen, über die Straßen und durch die Städte und Zeiten zu ziehen und den Globus gemeinsam musikalisch zu erkunden: Jazz in New York, Tango in Buenos Aires, ein Liebeslied in Taipei und nach Klezmer in Odessa die Rückkehr nach Wien. Der Besuch beim Kollegen Schumann in Leipzig wurde für das Schleswig-Holstein Festival 2018 eingeschoben, welches Robert Schumann als Schwerpunkt-Komponisten auserkor. Dieter Mack, Kompositionsprofessor aus Lübeck, war als Geburtshelfer von ClariNoir dabei. Er komponierte sein „Trio Infernale“ für das Trio und deren erste „Jugend musiziert“- Teilnahme. Beeindruckend, wie dieses kurze Stück drei Musiker darstellt, die einerseits ihre eigenen Stimmen artikulieren und doch auch gemeinsam sprechen.
Der jüngste im Reigen der Komponisten dieser CD ist Ilja Ruf. Früh entdeckte er seine Lust am Schreiben, erst Geschichten aus Worten, später aus Tönen. Er lässt sich dabei inspirieren von den Ensembles, in denen er spielt. Seine „Magic Moments“ für Bigband wurden auf der CD „Changing Times” der Bigband der Musikhochschule Lübeck veröffentlicht. Sein Klezmerstück „Addum Enied“ schrieb er für ClariNoir , es wurde in der Fassung für Sinfonieorchester von der Jenaer Philharmonie und der Philharmonie Baden-Baden aufgeführt.
„Le petit coquin“ – „Der kleine Frechdachs“ – so nennt ClariNoir sein Programm beim 31. Kammermusikfest in Lübeck. Das kann ja eigentlich nur bedeuten, dass wir uns auf einen frechen Umgang mit klassischer Musik freuen können, auf „Crossover“ im allerbesten Sinn. Wir werden die jungen Musiker erleben, wie sie ihr Selbstverständnis als Grenzgänger zwischen den Genres mit Spielfreude, Virtuosität und beeindruckender Akkuratesse dem Publikum präsentieren.